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  • PRESSEMITTEILUNG

Eurosystem geht zur nächsten Phase des Projekts zum digitalen Euro über

30. Oktober 2025

  • Neue Phase wird dafür sorgen, dass technische Voraussetzungen für Erstausgabe erfüllt sind
  • Wenn 2026 Rechtsvorschriften in Kraft treten, könnte 2027 ein Pilotprojekt starten, und das Eurosystem sollte 2029 für potenzielle Erstausgabe des digitalen Euro bereit sein
  • Im November 2023 eingeleitete Vorbereitungsphase erfolgreich abgeschlossen

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beschlossen, zur nächsten Phase des Projekts zum digitalen Euro überzugehen. Dieser Beschluss folgt auf den erfolgreichen Abschluss der Vorbereitungsphase. Diese wurde im November 2023 vom Eurosystem eingeleitet und hat die Grundlagen für die Ausgabe eines digitalen Euro gelegt.

Der Beschluss des EZB-Rats steht im Einklang mit der Forderung der europäischen Staats- und Regierungschefs nach rascheren Fortschritten beim digitalen Euro, wie beim Euro-Gipfel im Oktober 2025 geäußert wurde. Ein digitaler Euro wird die Auswahlmöglichkeiten und die Privatsphäre der Europäerinnen und Europäer wahren und die Währungshoheit und wirtschaftliche Sicherheit Europas bewahren. Er wird Innovationen im Zahlungsverkehr fördern und dazu beitragen, den europäischen Zahlungsverkehrsmarkt konkurrenzfähig, widerstandsfähig und inklusiv zu gestalten. Das Eurosystem wird seine Vorbereitungen flexibel und im Einklang mit den Forderungen der Staats- und Regierungschefs des Euroraums durchführen, so bald wie möglich für eine potenzielle Ausgabe eines digitalen Euro bereit zu sein. Zugleich weist es aber auch darauf hin, dass das Gesetzgebungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist.

Der endgültige Beschluss des EZB-Rats darüber, ob und wann ein digitaler Euro ausgegeben wird, wird erst dann getroffen, wenn die Rechtsvorschriften angenommen worden sind. Unter der Annahme, dass die EU-Mitgesetzgeber die Verordnung zur Einführung des digitalen Euro im Jahr 2026 annehmen, könnten ein Pilotprojekt und erste Transaktionen ab Mitte 2027 stattfinden. Das gesamte Eurosystem sollte dann im Jahr 2029 bereit für eine potenzielle erste Ausgabe des digitalen Euro sein.

„Der Euro, unser gemeinsames Geld, ist ein vertrautes Zeichen der europäischen Einheit“, so EZB-Präsidentin Christine Lagarde. „Wir arbeiten daran, seine greifbarste Form – das Euro-Bargeld – fit für die Zukunft zu machen, indem wir unsere Banknoten neu gestalten und modernisieren und uns auf die Ausgabe von digitalem Bargeld vorbereiten.“

Die Zahlungsgewohnheiten entwickeln sich weiter und Barzahlungen gehen im Vergleich zu digitalen Transaktionen zurück. Dadurch wird die Notwendigkeit eines öffentlichen digitalen Zahlungsmittels – als Ergänzung zu Bargeld – immer dringender. Der digitale Euro wird das Bargeld ergänzen und dessen Vorteile – Einfachheit, Privatsphäre, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit im gesamten Euroraum – auf digitale Zahlungen übertragen. Neben der Verordnung zur Einführung des digitalen Euro unterstützt die EZB auch den Vorschlag der Europäischen Kommission, das Recht auf Barzahlung zu stärken.

Das Eurosystem wird sich auf drei Kernbereiche konzentrieren:

  • technische Voraussetzungen: Entwicklung der technischen Grundlagen für den digitalen Euro, einschließlich erste Systemkonfiguration und Pilotprojekt;
  • Einbindung des Marktes: Zusammenarbeit mit Zahlungsdienstleistern, Händlern und Verbrauchern zur Finalisierung des Regelwerks, Durchführung von Nutzerforschung und Test des Systems mittels Pilotmaßnahmen;
  • Unterstützung des Gesetzgebungsverfahrens: weitere Unterstützung der EU-Mitgesetzgeber durch technische Beiträge und gegebenenfalls Unterstützung des Gesetzgebungsverfahrens.

„Das ist nicht nur ein technisches Projekt, sondern eine gemeinsame Bemühung, um das europäische Währungssystem zukunftsfest zu machen“, so Piero Cipollone, EZB-Direktoriumsmitglied und Vorsitzender der hochrangig besetzten Taskforce zum digitalen Euro. „Mit einem digitalen Euro wird gewährleistet, dass die Menschen die Vorteile von Bargeld auch im digitalen Zeitalter nutzen können. So wird er die Widerstandsfähigkeit der europäischen Zahlungslandschaft stärken, die Kosten für Händler senken und eine Plattform für Innovation, Expansion und Wettbewerbsfähigkeit privater Unternehmen schaffen.“

Transparenz und eine enge Zusammenarbeit mit den Interessenträgern waren und bleiben für das Projekt besonders wichtig. Das Eurosystem hat vom Feedback europäischer Entscheidungsträger, Marktteilnehmer und potenzieller Nutzer sehr profitiert und wird auch weiterhin aktiv den Austausch mit vielen unterschiedlichen Interessenträgern suchen.

Die laufenden Vorbereitungen des Eurosystems für einen digitalen Euro werden flexibel umgesetzt. So ist eine Anpassung an das Gesetzgebungsverfahren gewährleistet. Zu diesem Zweck werden die Arbeiten in Module unterteilt, um eine schrittweise Skalierung zu ermöglichen und die finanziellen Verpflichtungen zu begrenzen.

Die endgültigen Kosten eines digitalen Euro – sowohl für seine Entwicklung als auch für seine Bereitstellung – hängen von seiner endgültigen Gestaltung ab. Dazu zählen auch die Komponenten und damit verbundenen Dienste, die ausgearbeitet werden müssen. Aufgrund der Arbeiten in der Vorbereitungsphase belaufen sich die gesamten Entwicklungskosten, die sich sowohl auf extern[1] als auch intern entwickelte Komponenten erstrecken, Schätzungen zufolge bis zur Erstausgabe auf rund 1,3 Mrd. €. Diese wird derzeit für das Jahr 2029 erwartet. Die jährlichen Betriebskosten ab 2029 dürften in der Folge ca. 320 Mio. € betragen. Das Eurosystem würde diese Kosten tragen – ebenso wie für die Herstellung und Ausgabe von Euro-Banknoten, die genau wie der digitale Euro ein öffentliches Gut sind. Wie bei den Banknoten wird erwartet, dass diese Kosten durch die generierte Seigniorage ausgeglichen werden – selbst wenn die Bestände an digitalen Euro im Vergleich zum Banknotenumlauf gering wären.

Der Abschluss der Vorbereitungsphase stellt einen bedeutsamen Übergang im Projekt zum digitalen Euro dar. Aufbauend auf den Erkenntnissen, die während der Untersuchungsphase in den Jahren 2020 bis 2023 gewonnen wurden, sind wir zur Verfeinerung der praktischen Gestaltung übergegangen. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählen a) die Ausarbeitung des Entwurfs eines Regelwerks für den digitalen Euro, b) die Auswahl von Anbietern für die Komponenten des digitalen Euro und damit verbundene Dienste, c) der erfolgreiche Betrieb einer Innovationsplattform für Tests mit Marktteilnehmern sowie d) die Untersuchung durch eine technische Arbeitsgruppe dazu, ob der digitale Euro in das Zahlungsökosystem passt. Diese Untersuchung wurde von der EZB und den Marktteilnehmern über das Euro Retail Payments Board durchgeführt. Sie kam zu dem Schluss, dass ein digitaler Euro den Wettbewerb am europäischen Zahlungsverkehrsmarkt weiter fördern könnte. Abgesehen von den direkten Vorteilen, die sich aus der Bereitstellung des digitalen Euro für Banken und andere Zahlungsdienstleister ergeben, könnten sie dessen offene Standards nutzen, um ihre Reichweite im Euroraum zu erweitern, ohne dafür eigene Akzeptanznetzwerke zu benötigen. Sie wären außerdem in der Lage, den digitalen Euro über einen „Co-Badge“ mit bestehenden Zahlungslösungen zu verbinden.

Die EZB stellte den EU-Mitgesetzgebern auf Anfrage technische Beiträge bereit und unterstützte damit das Gesetzgebungsverfahren. Durch diese Beiträge wurde aufgezeigt, dass die Kosten des digitalen Euro für Banken begrenzt sein werden. Sie werden in der Nähe der ersten Schätzungen der Europäischen Kommission liegen und mit denen vergleichbar sein, die bei der Umsetzung der Richtlinie über Zahlungsdienste angefallen sind. Es wurde ferner aufgezeigt, dass die Schutzvorkehrungen, die bei der Gestaltung des digitalen Euro getroffen wurden (z. B. Obergrenzen für Guthaben), dafür sorgen, dass er keine Risiken für die Finanzstabilität mit sich bringt.

Um sicherzustellen, dass der digitale Euro den Bedürfnissen der Menschen sowie des Handels in Europa gerecht wird, hat das Eurosystem umfangreiche Nutzerforschungen durchgeführt, bei denen schutzbedürftige Verbraucherinnen und Verbraucher sowie kleine Händler im Mittelpunkt standen. Die Ergebnisse, die heute in einem separaten Bericht veröffentlicht wurden, belegen die Notwendigkeit einer einfachen, verlässlichen und sicheren Zahlungslösung.

Sie bekräftigen zudem die Entschlossenheit der EZB, einen digitalen Euro zu entwickeln, den alle nutzen können und der die finanzielle Entwicklung Europas vorantreibt, mit dem Ziel, die Bürgerinnen und Bürger zu bestärken, Innovationen zu fördern und die Widerstandsfähigkeit unseres Währungssystems zu erhöhen.

Medienanfragen sind an Georgina Garriga Sánchez zu richten (Tel. +49 69 1344 95368).

  1. Die externen Entwicklungskosten bis zur Erstausgabe werden auf rund 265 Mio. € geschätzt.

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Europäische Zentralbank

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